From the Chess archiv of Chess-Results.com: Article: 280 from 10.07.1997, Category International
FIDE-Schach-WM in Elista 1996
Am Donnerstag, dem 8. Juni startete in der Hauptstadt der autonomen russischen Republik
Kalmückien die Schachweltmeisterschaft zwischen dem russischen Titelerteidiger Anatoli
Karpow und seinem unter amerikanische Flagge spielenden Herausforderer und früheren
Landsmann Gata Kamsky:
Die Spiele (im PGN-Format abrufbar):
- Die erste und die zweite Partie:
Schlag auf Schlag zum Auftakt
- Die dritte Partie: Ruhe nach dem Sturm
- Die vierte Partie: Bittere Caro-Kann-Lektion für den
Herausforderer
- Die fünfte Partie: Kamsky kann Vorteil nicht nützen
- Die sechste Partie: Debakel für den Herausforderer
- Die siebente Partie: Gimpfliche Niederlage für den
Herausforderer
- Die achte Partie: Innovative Verteidigung
- Die neunte Partie: Der Herausforderer stehend k.o.
- Die zehnte Partie: Kamsky verkürzt Rückstand
- Die elfte Partie: Der Herausforder protestiert
- Die zwölfte Partie: Karpow als souveräner Verteidiger
- Die dreizehnte Partie: Wechselbäder der Gefühle
- Die vierzehnte Partie: Die Rache des Anatoli Karpow
- Die fünfzehnte Partie: Auf Biegen oder Brechen
- Die sechzehnte Partie: Kamsky schlägt Karpow mit dessen
eigenen Waffen!
- Die siebzehnte Partie: Karpow benötigt 1 Punkt aus 3
Partien
- Die achtzehnte Partie: Karpow macht den Sack zu!
Anatoli Karpow verteidigt WM-Titel
Anatoli Karpow bleibt der Herrscher auf den 64 Feldern. Zum fünften Mal seit 1975
gewann der 45jährige Moskauer die Weltmeisterschaft des internationalen Schachverbandes
FIDE. Ein Remis in der am Donnerstag, den 10. Juli 1996 vertagten und tags darauf
fortgesetzten 18. Wettkampfpartie mit Schwarz nach 80 Zügen genügte dem
Titelverteidiger, um das auf 20 Partien angesetzte WM-Match gegen Gata Kamsky (USA)
vorzeitig mit 10½:7½ zu gewinnen. Karpow, der für seinen Erfolg rund 940.000 Dollar
(rund 10 Mio Schilling) kassierte, gewann sechs Begegnungen. Dreimal wurde er von Kamski
geschlagen, neun Partien endeten Remis.
Der Favoritensieg löste bei den Experten keine große Überraschung aus. Der Inder
Visnawathan Anand, der im Vorjahr das WM-Finale der Profi-Organisation PCA gegen Garri
Kasparow verloren hatte, lobte die große Überlegenheit des FIDE-Champions. "Ich bin
von Karpow wirklich beeindruckt, denn Kamsky ist niemals einfach zu besiegen. Im übrigen
kann man das Match von Elista nicht mit meiner New Yorker WM vergleichen. Die
Spielbedingungen waren zu unterschiedlich", sagte Anand am Rande der Dortmunder
Schachtage.
Im Matchverlauf offenbarte sich ein deutlicher Klassenunterschied zwischen den
Kontrahenten. Kamsky konnte das Duell nur bis zur fünften Partie offenhalten, dann zog
Karpow auf und davon. Der Champion war seinem Gegner in strategischer und spieltechnischer
Hinsicht weit überlegen.
Für den 22jähigen Herausforderer bleib unter dem Strich ein Trostpflaster von rund
560.000 Dollar (6 Mio Schilling) und die Erkenntnis, daß es bis zum Schachgipfel noch ein
steiniger Weg ist. Kamsky spielte mit offenem Visier, zeigte aber Schwächen in der
Chancenauswertung. Nicht förderlich waren für ihn die Eskapaden seines Vaters Rustam.
Dieser hatte Karpow beschuldigt, während der Partien per Computer fremde Hilfe erhalten
zu haben. Das Kamsky-Team wurde für die haltlosen Anschuldigungen von der FIDE mit einer
Geldstrafe von 2000 Dollar belegt.
Die Schachwelt wartet nun mit Spannung auf die weitere Entwicklung im Kampf um die
Weltmeisterschaft. Der umstrittene FIDE-Präsident Kirsan Iljumschinow, der als Präsident
der russischen Republik Kalmüchien die WM mit einjähriger Verspätung in
"seiner" Heimatstadt organisiert hatte, will die nächste Weltmeisterschaft
bereits im Dezember ausrichten. An dem Turnier im K.O.-System sollen 100 Spieler
teilnehmen, darunter FIDE-Champion Karpow und sein Erzrivale und PCA-Weltmeister Garri
Kasparow.
Die Kontrahenten:
Im folgenden eine kurze Vorstellung der beiden Kontrahenten, der vom 8. Juni bis 10.
Juli in Elista, der Hauptstadt der autonomen russischen Republik Kalmückien die
Schachweltmeisterschaft zwischen dem russischen Titelverteidiger Anatoli Karpow und seinem
unter amerikanische Flagge spielenden Herausforderer und 2früheren Landsmann Gata Kamsky
durchgeführten Schachwelmeisterschaft:
Anatoli Karpow
Anatoly Karpov wurde am 23. Mai 1952 in Zlatoust geboren und graduierte an der
Wirtschaftsuniversität in Leningrad und lebt heute in Moskau.
Karpow wurde mit 15 Jahren Meister, mit 19 Großmeister.
1969 - mit 17 - wurde er Juniorenweltmeister.
1975 wurde er, nachdem sich Bobby Fischer geweigert hatte, seinen Titel zu verteidigen,
nach einem knappen Matcherfolg gegen Viktor Kortschnoi Weltmeister und behielt diesen
Titel bis 1985, als er Garri Kasparow unterlag.
1993 gewann er WM-Titel neuerlich, diesmal gegen den Holländer Jan Timman.
Darüber hinaus war Karpow USSR-Champion in den Jahren 1976, 1983 und 1988.
Weitere Titeln hat Karpow in Mannschaftswettkämpfen mit der Sowjetunion und Rußland
bei Europameisterschaften, im Weltcup und bei Schacholympiaden errungen
Karpow nahm an mehr als 200 Turnieren bzw. Schnellturnieren, zahlreichen Matches,
inklusuive Kandidaten-Matches und Matches um die Schachweltmeisterschaft teil.
Karpow siegte in seiner bisherigen Karriere in über 130 internationalen Turnieren und
Matches, inklusive WM-Kampfen. Zuletzt siegte er in diesem WM-Zyklus gegen Boris Gelfand.
Karpow spielt nun bereits seit 23 Jahren um die Weltmeisterschaft.
Gata Kamsky
Kamsky wurde am 2. Juni 1974 in Novokusnetsk geboren und übersiedelte 1980 nach
Leningrad.
1989 emigrierte er mit seinem Vater nach den USA und lebt seither in New York.
Er wurde mit 12 Meister und mit 16 Großmeister.
Kamsky war 1991 US-Champion und nahm an ca. 50 Turnieren und Matches teil.
Kamksy siegte in über 30 Turnieren und Matches. Er erreichte das Finale der letzten
PCA-Weltmeisterschaft.
Im Zyklus der gegenwärtigen FIDE-Weltmeisterschaft siegte er über Van der Sterren,
Anand und Salow.
Seine Teilnahme an der Schachweltmeisterschaft ist die erste.
Der Spielplan