From the Chess archiv of Chess-Results.com: Article: 312 from 10.07.1997, Category International

7.WM-Partie in Elista 1996: Weitere Niederlage für den Herausforderer:

Nach der verheerenden Niederlage des Herausforderers in der 6. Partie spielte Kamsky auch in der folgenden 7. Partie weit unter seinem Wert und mußte eine erneut eine Niederlage einstecken. Der auf 20 Partien angesetzte Wettkampf scheint hiermit bereits weit vor der Halbzeit entschieden.

In der folgenden Partie läßt sich Kamsky - offenbar unter dem Einflluß seines jungen niederländischen Sekundanten Loek van Wely - auf ein Modeabspiel im Königsinder ein, das zuletzt vor allem in Holland populär war, und wird von Karpow, der sich das Heft in keiner Phase aus der Hand nehmen läßt, eindrucksvoll niedergerungen ...

Weiß: GM A. Karpow

Schwarz: GM G. Kamsky

Königsindisch [E97]
7. Matchpartie

1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7 4. e4 d6 5. Sf3 0-0 6. Le2 e5 7. 0-0 Sc6 8. d5 Se7 9. b4 Sh5.

Auf sofort 9. ...a5 folgt 10. La3 und nun:

A) 10. ...Sh5 11. bxa5 Sf4 12. c5 f5 13. cxd6 cxd6 14. Sg5 Dxa5! 15. Lb2 (Jedoch nicht 15. Lxd6? wegen 15..Lf6 und Schwarz gewinnt) 15. ...h6 16. Se6! Sxe6 17. dxe6 Db4 18. Tb1 Lxe6, Lamprecht-Istratescu, Biel 1994, und nun hätte Weiß nach Istratescu mit 19. La1! Dc5 20. Txb7 und unklarem Spiel fortfahren sollen. Oder

B) 10. ...axb4 11. Lxb4 b6 12. a4 Se8 13. Db3 Tb8 14. Sb5 f5 15. Sd2 Sf6 16. a5 bxa5 17. Lxa5 Sxe4 18. Sxe4 fxe4 19. Dc2 Tb7 20. c5 und Weiß hat zumindest Kompensation für den geopferten Bauern.

10. Te1.

Ein relativ neuer Zug. Versucht wurde an dieser Stelle u.a. 10. Sd2, 10. g3 und 10. c5.

10. ...h6.

Oder 10. ...f5 11. Sg5 und nun:

A) 11. ...Sf6 12. f3 (Gut ist nach Lalic auch 12. Lf3) 12. ...Kh8 (Unklar ist sowohl 12. ...h6 13. Se6 Lxe6 14. dxe6 Sc6 15. Sd5 Te8, als auch 12. ...c6 13. Kh1 h6 14. Se6 Lxe6 15. dxe6 Se8 16. Db3 Sc7 17. Le3 Kh7 18. c5 d5 19. exd5 cxd5 20. Tad1 d4, Degraeve-Howell, Groningen (op) 1995) 13. Le3 Seg8 (Interessant ist 13. ...Lh6 14. Sf7+ Txf7 15. Lxh6 f4, mit der Idee Seg8, nebst h6 und g5) 14. c5, mit unklaren Verwicklungen, Piket-J. Polgar, Aruba, 3. Matchpartie 1995.

B) Beachtung verdient auch 11. ...Sf4 12. Lxf4 exf4 13. Tc1 Kh8, mit der Drohung Sxd5, I. Sokolov-Wiersma, Meisterschaft der Niederlande 1995, und nun hätte Weiß mit 14. Lf3! die etwas besseren Chancen erlangen können.

Tukmakow empfiehlt an dieser Stelle sofort 10. ...a5.

Versucht wurde weiters: 10. ...Sf4 11. Lf1 und nun:

A) 11. ...f5 12. Lxf4 exf4 13. e5 mit der Folge:

A1) 13. ...dxe5?. Dies ist schlecht wegen 14. Sxe5 a5 15. c5! (Keinen Erfolg verspricht 15. bxa5?! Txa5 16. Db3 Dd6 17. Sd3 Ta3 18. Sb5 Txb3 19. Sxd6 Txd3 20. Sxc8 Txc8 21. Lxd3 Lxa1 22. Txa1 Ta8, Komarow-Oral, Leeuwarden 1985, doch war auch 15. a3, mit etwas besserem Spiel für Weiß, zu beachten) 15. ...axb4 16. Lc4, mit Vorteil für Weiß.

A2) Oder 13. ...g5? 14. Sxg5 dxe5 15. c5! h6 16. Lc4 hxg5 17. d6+ Kh7 18. dxe7 Dxe7 19. Sd5, mit Vorteil für Weiß, Lali-Gitschew, Skopje 1995. Zu prüfen war jedoch

A3) 13. ...a5.

B) 11. ...h6 12. Sd2 c6!? 13. dxc6 Sxc6 (Günstig für Weiß war 13. ...bxc6 14. La3) 14. a3 a5!? 15. Tb1 axb4 16. axb4 Sd4 17. Sb3 Sfe6 18. Sb5 Ld7 (Nicht aber 18. ...Sxb5?! 19. cxb5 b6 20. Tb2! und Weiß hat Vorteil.) 19. S3xd4 Sxd4! (Auf 19. ...exd4?! folgt sehr stark 20. Sa3! La4 21. Dd2 mit klar besserem Spiel für Weiß) 20. Sxd4 exd4 21. Lf4 Le5 (Schwächer ist 21. ...g5?! 22. Lg3, mit etwas besserem Spiel für Weiß, Lali-Atalik, Hastings 1995/96) 22. Lg3 Df6 mit gleichem Spiel (Lali).

C) In Tukmakow-Cvitan, Zürich 1995, folgte hier 11. ...Lg4 12. h3 und nun hätte Schwarz nach Tukmakow mit 12. ...Ld7!? und nur geringfügig besserem Spiel für Weiß fortsetzen sollen.

11. Sd2 Sf4 12. Lf1 a5. Bekannt ist 12. ...f5 13. c5 g5 14. cxd6 cxd6 15. Sc4 g4 16. b5 Tf6 17. Db3, I. Sokolov-Van Wely, Meisterschaft der Niederlande 1995. Nach 17. ...Kh8 hätte Weiß nur geringen Vorteil besessen.

13. bxa5 Txa5 14. Sb3 Ta8 15. c5 f5 16. cxd6 cxd6 17. Sd2.

Nicht zuletzt wegen der Schwäche "d5" ist das weiße Spiel etwas vorzuziehen.

17. ...g5 18. Tb1 g4 19. Db3.

Stark war 19. Sc4!? nebst Sb5 und La3.

19. ...fxe4 20. Sdxe4 Kh8 21. Le3.

Den Vorzug verdiente 21. a4 nebst La3, oder sofort 21. La3!?.

21. ...Sf5 22. Lb6 De7 23. Db4 Tf7 24. a4 Lf8 25. Le3 Sh5 26. Tbc1 Sf6 27. Lb6 h5 28. Sxf6 Dxf6 29. Se4 Dg6 30. a5 Sg7 31. Lb5 Lf5 32. Sg3 Lc8?.

Zeitnot. Besser war 32. ...Ld3!?.

33. Tc3 h4 34. Ld3! Sf5.

35. Sxf5?.

Karpow übersieht den eleganten Gewinn mittels 35. Txc8 Txc8 36. Sxf5.

35. ...Lxf5 36. Lxf5 Dxf5 37. Tc4!.

Die schwarzen Königsflügelbauern sind plötzlich schwach.

37. ...Tg7 38. Db1! Dh5.

Damentausch kommt für den Nachziehenden angesichts der schwachen Bauern b7 und d6 nicht in Frage.

39. Dd1 h3.

39. ...verbietet sich wegen 40.Tee4 Tag8 41.h3.

40. Tee4 hxg2 41. Txg4 Th7 42. h4 Le7 43. f3 Tg8 44. Lf2 Thg7 45. De2 Ld8 46. Le1 Df7 47. Dd3 Dh5 48. De4 Dh6 49. Df5 Lxa5 50. Txg7 Lb6+ 51. Kxg2 Dxg7+ 52. Tg4 De7 53. Dh5+ Dh7 54. Txg8+ Kxg8 55. De8+ Kg7 56. De7+ Kh8 57. Dxd6.

Abgebrochen.

57. ....Dg7+.

Der Abgabezug. Nicht besser und nicht schlechter als 57. ...Ld4 58.Db8+ Dg8+ 59.Dxg8+ Kxg8 60.Kg3 nebst Kg4-f5 und das Läuferendspiel ist für Schwarz hoffnungslos wie 57. ...Dc2+ 58.Kg3 Lc7 59. Df6+ nbst d5-d6.

58. Lg3 Lc7 59. De6.

Mit diesem Zug, der den Vormarsch des freien d-Bauern vorbereitet, legt Karpow den Finger in Kamskys Wunde.

59. ...Kh7.

Nicht besser ist 59. ....e4 60.De8+ Kh7 61.Dxe4+ Kh8 62.Dg4.

60. d6 Ld8 61. Df5+ Kh6 62. Kh3 Df6.

Mit dem erzwungenen Damentausch ist der Tag für Weiß entschieden. Es folgte noch:

63. Dxf6+ Lxf6 64. Kg4 b5 65. Kf5 Ld8 66. Kxe5 Kg6 67. Kd5 b4 68. Kc4 La5 69. Kb3 Kf5 70. Ka4 Ke6 71.

h5

und Schwarz gab auf.