From the Chess archiv of Chess-Results.com: Article: 333 from 10.07.1997, Category International
17.WM-Partie in Elista 1996: Karpow benötigt 1 Punkt aus 3 Partien
Mit nur noch 3 Partien zu spielen, stellt sich für den Titelverteidiger die Frage,
entweder mit den weißen Steinen auf Sieg zu spielen, oder aber, den Titel mit zwei
Remisen zu verteidigen: Karpow entscheidet sich für Letzteres!
Kamsky wehrt sich zwar gegen die Karpow'sche Strategie, erreicht auch einige günstige
Stellung, findet dann jedoch nicht die stärkste Fortsetzung ...
Weiß: GM A. Karpow
Schwarz: GM G. Kamsky
Englisch [A13]
17. Wettkampfpartie
1. Sf3 Sf6 2. c4 e6 3. g3 a6.
Ein Zug von Romanischin. Nach 3. ...d5 ginge das Spiel zur Reti-Eröffnung über.
4. Lg2.
Versucht wurde auch 4. d3!? b5 5. e4, oder 4. Sc3 d5 5. cxd5!? exd5 6. Lg2 c6 7. d4 Ld6
8. 0-0 0-0 9. Lg5 Sbd7 10. e4 dxe4 11. Sd2 h6 (11. ...Le7) 12. Sdxe4 Le7 13. Lxf6 Sxf6 14.
Sxf6+ Lxf6 15. d5 Lxc3 remis, Andersson-Dzindzichaschwili, Schacholympiade
Thessaloniki1984.
4. ...b5 5. b3.
Oder
A) 5. cxb5 axb5 6. Sd4 Ta5! 7. Sb3 Ta7 8. d4 Lb7 9. 0-0?! (Besser war 9. Lxb7!?
Txb7 10. 0-0) 9. ...Lxg2 10. Kxg2 Sc6 11. Ld2 (Zu versuchen war 11. Lg5!? Da8 12. Kg1) 11.
...Da8! 12. Kg1 Le7 (Genauer als 12. ...Txa2 13. Txa2 Dxa2 14. Sc3 Dxb2 15. Sxb5 Ld6 16.
Lc3 und Weiß hat Kompensation) 13. Dc2 0-0 14. e4 (Gut für Schwarz ist auch 14. a3 b4)
14. ...Txa2 15. Txa2 Dxa2 16. Sc3 Da6 17. Dd3 Tb8 18. Lf4 d6 19. d5 Se5, mit Vorteil für
Schwarz, Klauser-Kortchnoi, Schweiz 1985
B) 5. Se5 Ta7 6. cxb5 axb5 7. Db3 Lb7! 8. 0-0 Lxg2 9. Kxg2 Sa6? (und nun hätte
Schwarz besser wie in der Partie Waganjan-Kortschnoi, London 1984 fortgesetzt, in der der
Anziehende nach 9. ...c6 10. d4 Le7 11. Lg5 d6 12. Sf3 Sbd7 13. Sbd2 h6 14. Lxf6 Sxf6 15.
Tfc1 Da8 16. Tc2, nur das wenig bessere Spiel erlangte) 10. Dxb5 mit deutlichem weißen
Übergewicht, Waganjan-Seirawan, Interzonenturnier Biel 1985.
5. ...c5.
Versucht wurde auch 5. ...Lb7 6. 0-0 Le7 (6. ...c5 7. Lb2 Le7 8. d3 0-0 9. Sbd2 d5 10.
cxd5 Sxd5) 7. a3!? 0-0 8. Sc3 Se4, mit kompliziertem Spiel und Chancen für beide Seiten,
Akopjan-Einhorn, Zonenturnier Lwow 1990.
6. 0-0.
Interessant ist 6. Sc3 Db6 7. 0-0 Lb7 8. e3 d5!?, Ribli-Kortschnoi, Barcelona 1989.
Ungefährlich für Schwarz ist 6. Se5 Ta7 7. d4 d6 8. Sc6 Sxd6 9. Lxc6+ Ld7, während 6.
cxb5? axb5 7. Sd4 Ta5! vorteilhaft für Schwarz ist.
6. ...Lb7 7. e3.
Alternativen zum Text sind:
A) 7. Sc3 Da5 (Oder 7. ...bxc4 8. bxc4 Le7 9. Tb1 Lc6 10. d3 0-0 11. Ld2 d6 12.
Tb3 Sbd7 13. Dc2 Te8 14. Tfb1 d5 15. T3b2 Ld6 16. Sa4 dxc4 17. Dxc4 Ld5 18. Dc2, mit etwas
besserem Spiel für Schwarz, H. Olfafsson-Kortchnoi, Wijk aan Zee 1987; zu prüfen ist
auch 7. ...Db6!?).
B) 7. d3 Le7 8. e3 (8. Lb2) 8. ...0-0 9. De2 Sc6 10. Lb2 d5 11. Sbd2 Db6 12.
Tab1 Tfd8 13. a3 dxc4 14. bxc4 b4 15. axb4 Sxb4 16. d4 a5 17. Se5 Lxg2 18. Kxg2 a4, mit
unklaren Verwicklungen, Alburt-Romanischin, New York 1989.
C) 7. Lb2 Le7 8. d3 0-0 9. Sbd2 d5 10. cxd5 Sxd5 11. Tc1 Sd7 12. a3 Db6 13. Tc2
Tfc8 14. Da1 Lf8, mit gleichem Spiel, Dorfman-Romanischin, UdSSR 1974.
7. ...Le7.
Bis hierher war alles bekannt. In der Partie Miralles-Boudre, Paris 1989, einigte man
sich nach 7. ...d5 8. cxd5 Lxd5 9. Sc3 Lb7 10. d4 Sbd7 11. Lb2 auf Remis.
8. Sc3 Da5.
Auf 8. ...b4?! folgt 9. Sa4 und Weiß erreicht nach d2-d4 Raumvorteil und Initiative.
9. Lb2 0-0 10. De2 Sc6 11. Tfb1!.
Die Öffnung des Spiels mit 11. cxb5 axb5 12. Dxb5 (Oder 12. Sxb5 La6 13. a4 Tab8 mit
schwarzer Initiative) 12. ...Dxb5 13. Sxb5 La6 14. a4 Tab8 dem Nachziehenden zugute.
11. ...bxc4 12. bxc4 Tab8 13. d3.
Etwas ehrgeiziger war 13. d4!? exd4 14. exd4.
13. ...La8 14. a3 Tfc8.
Nichts erreicht Schwarz mit 14. ...Tb3?!, z.B. 15. Dc2 Tfb8 16. Sd2 T3b6 17.
Lc1.
15. Dc2 Sd8?!.
Mit der Idee d7-d6, e6-e5 und Sd8-e6. Chancenreicher schien jedoch 15. ...d6!? 16. Lc1
Sd7 17. Ld2 Dc7 18. Txb8 Txb8 19. Tb1 Sde5.
16. Lc1 d6 17. Ld2 Dc7 18. Txb8 Txb8 19. Tb1 Lc6 20. Txb8 Dxb8 21. Se1.
Im Remissinne war auch 21. Db1!? Dxb1+ 22.Sxb1 zu erwägen.
21. ...Lxg2 22. Kxg2 Db7+ 23. f3 Sd7 24. Db1 Dxb1 25. Sxb1 Sc6 26. Lc3 f5! 27. Sd2
Kf7 28. Kf2?!.
Konsequenter war 28. f4!? g5 29. h3 h5 30. Sef3 g4 31. hxg4 hxg4 32. Sg1 nebst Sge2.
28. ...g5 29. h3 h5 30. Ke2 Kg6 31. Sb3 d5! 32. e4! Ld6!.
Einladung zu 33. exd5 exd5 34. cxd5, um den Bauern nach 34. ... Se7 unter günstigen
Umständen zurückzuerobern. Weniger gut war hingegen 32. ...d4 33. Ld2 Ld6 34. f4 und das
weiße Spiel ist aufgrund des "schlechten" Ld6 etwas vorzuziehen. Als
Alternative kam jedoch auch 32. ...dxc4 33. dxc4 Ld6 in Betracht: der weiße c-Bauer
scheint hierbei etwas anfälliger als der schwarze.
33. cxd5.
Genauer als 33. Kf2 dxc4 34. dxc4 Le5 35. Ld2 Ld4+ nebst Sd7-c5 mit etwas freierem
Spiel von Schwarz.
33. ...exd5 34. exf5+ Kxf5 35. g4+ Kg6.
Fatal ist 35. ...Kf4?? (auch nach der Einschaltung von 35. ...hxg4 36. fxg4+ Kf4??
fährt Weiß nach demselben Muster fort: 37. Kf2! - droht 36. Sg2 matt - 37. ...d4 38.
Ld2+ Ke5 39. Lxg5 und Weiß gewinnt) 36. Kf2 d4 (erzwungen) 37. Ld2+ Ke5 38. Lxg5 und
Weiß gewinnt.
36. Sg2 hxg4 37. fxg4 Le7! 38. Sa5 Sxa5.
Vorteilhaft für Weiß wäre 38. ...Sce5? 39. Lxe5 Sxe5 40. Se3.
39. Lxa5 Kf7! 40. Se3!? Ke6 41. Sf5 Lf6 42. Ld2 Sf8!.
In der Hoffnung, den b-Bauer mit 43. Kb4 nebst 44. Tc5 ins Visier nehmen zu können.
43. Le3 d4 44. Lc1 Ld8!?.
44. ...Kd5, mit der gewinnverheißenden Idee 45. ...Se6, nebst 46. ...c4, beantwortet
Weiß mit 45. h4! gxh4 46. g5 Ld8 47. Sxh4 und gleichem Spiel.
45. Sg3 Kd5 46. Sf1.
Gut für Schwarz wäre 46. Se4?! Se6!, nebst ... c5-c4.
46. ...Se6?!.
Genauer als Partiefortsetzung war 46. ....Sg6!?, z.B. 47. Sh2 Se5! 48. Sf3 Sxf3 49.
Kxf3 Le7 oder auch 49. ... c4.
47. Sh2 Lc7.
Eher günstig für Weiß wäre 47. ...Sf4+? 48. Lxf4 gxf4 49. Sf3 c4 50. h4.
48. Sf3 Lf4 49. Ld2 c4!? 50. dxc4+ Kxc4 51. h4 gxh4 52. Sxh4 d3+ 53. Kd1 Lxd2 54.
Kxd2 Sg5 55. Sf5 Sf3+.
55. ...Se4+ pariert Weiß mit 56. Ke3, denn nun scheitert 56. ... d2?? 57. Kxe4 d1D an
58. Se3+ mit Gewinn.
56. Ke3 Se5.
Jedoch nicht 56. ...d2? wegen 57. Ke2 Kc3 58. Se3 Sd4+ 59. Kd1 Kd3 60. Sf3 Sf3 61. g5
mit völlig gleichem Spiel.
57. Sd6+ Kc3 58. Se4+ Kc2 59. g5 Sg6.
Abgebrochen.
60. Kd4.
Der Abgabezug, und anderntags über Vorschlag von Kamsky ohne weiteres Spiel Remis
gegeben.